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24.09.17 15:10 Alter: 7 Monat(e)
Von: cw In Ypern stoppt noch heute der Verkehr zum GedenkenBei der Wiedereinweihung des Mahnmals zur Erinnerung an gefallene Hahler reichte der Rückblick bis ins einstige Feindesland.„Hahlen ist die Speerspitze der Denkmal-Sanierung“, betonte Uschi Bender-Wittmann vom Mindener Museum bei der Wiedereinweihungsfeier des Mahnmals zum Gedenken an gefallene Hahler. Ihren Worten zufolge ist es das einzige „Kriegerdenkmal“ in Minden, das eine „erhaltende Aufmerksamkeit“ erfahren hat. Sie sprach sich dafür aus, dass auch andere Denkmäler zu Ehren gefallener Mindener saniert und nicht versteckt werden. Wenngleich Kriegerdenkmäler einst nicht zuletzt für eine Heldenverehrung errichtet worden sind, so sind sie heute doch wohl eher als Erinnerung zu sehen, wieviel Leid die Kriege im Europa des 20. Jahrhunderts gebracht haben. Auch beim Hahler Denkmal ging es vermutlich darum, einerseits gefallene Soldaten des deutsch-französischen Krieges (1870/71) sowie des Ersten Weltkrieges (1914-1918) zu betrauern, andererseits dem Tod fürs Vaterland einen nationalorientierten Mantel umzuhängen, wie den Ausführungen von Ortsheimatpfleger Eberhard Brandhorst zu entnehmen war. Seinen Worten zufolge ist das Denkmal am 7. November 1921 eingeweiht worden. Der Ortsheimatpfleger hält es für wahrscheinlich, dass die Finanzierung des Denkmals über den 1878 gegründeten Kriegerverein Hahlen erfolgt ist ohne Beteiligung der Gemeinde, da die Vereinsvertreter bei der Einweihung das Wort führten und nicht der Bürgermeister oder ein anderer politischer Mandatsträger. Nach 1930 gab es allerdings keine Nachrichten mehr zu dem Verein. Für die Pflege des Denkmals musste schon bald nach der Einweihung die Gemeinde Hahlen aufkommen: Das Grundstück und damit auch das Denkmal an der Ecke Königstraße/Dornbusch ging laut Grundbuch 1922 ins Eigentum der Gemeinde über. Zuvor gehörte der Grund dem Bäckermeister Funk. Das Denkmal war bis in die 50er-Jahre der Ort, an dem bis 1944 am Heldengedenktag und später am Volkstrauertag die Kranzniederlegungen erfolgten. Auch wenn danach das öffentliche Interesse am Mahnmal zurückging, hat es rechtlich an Bedeutung gewonnen: Inzwischen steht als Baudenkmal unter Erhaltungsschutz, wie Brandhorst deutlich machte. Somit sind die heutige wie auch nachfolgenden Generationen aufgerufen, „nach Kräften zu dessen Erhaltung beizutragen“. Laut dem Ortsheimatpfleger sind auf dem Denkmal die Namen von 83 gefallenen, vermissten und an ihren Verwundungen später verstorbene Soldaten verzeichnet. Wie seine Recherchen in den Sterberegistern ergeben haben, sind aber nicht alle registrierten Kriegsopfer aufgeführt. Dafür sind in den Stein 31 Namen gemeißelt, die wiederum nicht in den Sterberegistern zu finden sind. Er geht davon aus, dass die Gesamtzahl der Hahler Kriegsopfer mindestens 98 Soldaten beträgt. Von den bis heute bekannten Opfern war der älteste Hahler Soldat 39 Jahre alt – und 25 waren erst 20 Jahre alt oder jünger. Die Soldaten stammten aus allen Schichten der dörflichen Bevölkerung und Familien, die noch heute in Hahlen leben. Wie sie im befohlenen Dienst fürs Vaterland wie auch ihre Gegner in Frankreich und Flandern gelitten haben müssen, verdeutlichten Emma Ludolf und Alina Flintzak. Die beiden jungen Frauen hatten an der Studienfahrt des Mindener Geschichtsvereins, die unter dem Titel „La grande guerre: Kriegsgedenken und Erinnerungskulturen an Kriegsschauplätzen des 1. Weltkriegs in Belgien und Frankreich“ Anfang Juni erfolgte. Sie sprachen von ihren Eindrücken und ließen die historischen Zahlen Revue passieren , wie Millionen Soldaten aller Kriegsparteien oft menschenverachtend in den zum Teil unausweichlichen Tod geschickt worden sind. Besonders beeindruckt hat die beiden jungen Hahlerinnen, dass in Ypern an einem Ehrenbogen auch heute noch jeden Tag um 20 Uhr der Verkehr angehalten wird zum Gedenken an die Kriegsopfer. In Hahlen können die Nachfahren der Kriegsopfer nun zumindest als kleinen Trost nehmen, dass ihren gefallenen Familienangehörigen hier inzwischen mit mehr Wertschätzung gedacht wird. Für Thomas Darlath, Kreistagsmitglied und SPD-Ortsvereinsvorsitzender, ist das sanierte Denkmal ein Mahnmal dafür, das „Frieden kein Automatismus“ ist. Und Peter Kock empfahl als Vorsitzender des Mindener Geschichtsvereins, heute darüber nachzudenken, wie mit dem Thema Erinnerung künftig umgegangen werden soll. |
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