SPD-Ortsverein Hahlen blickt auf 100 Jahre Geschichte zurück

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des SPD-Ortsvereins Hahlen wurde Sabine Flintzak für eine 25 Jahre währende Mitgliedschaft geehrt – von Thomas Darlath (l.) als Ortsvereinsvorsitzender und Michael Buhre als Vorsitzender des SPD-Unterbezirks. Foto: Christian Weber

„Hahler Geschichte ist Mindener Geschichte – und Mindener Geschichte ist Hahler Geschichte“, sagte Thomas Darlath, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Hahlen. Seine „Genossen“ feierten mit Vertretern der anderen Vereine ihr 100-jähriges Jubiläum und nahmen dabei die Gäste auf eine „Zeitreise“ mit.

Wie Ortsheimatpfleger Eberhard Brandhorst deutlich machte, galten die Hahler in der Mitte des 19. Jahrhunderts als treue Untertanen des Königs und nicht als Demokraten. In den 1860-er Jahren regten sich dennoch demokratische Aktivitäten, denn immer mehr Einwohner waren abhängig beschäftigt, beispielsweise bei Mindener Fabrikanten. Die Arbeiter waren immer weniger gewillt, die gesellschaftliche und politische Dominanz der bäuerlichen Oberschicht klaglos hinzunehmen.

Im Jahr 1905 rief der SPD-Parteitag in Jena dazu auf, Ortsvereine zu gründen. Diesem Beschluss kamen die Hahler Sozialdemokraten am 7. Februar 1906 nach – und damit in dem Jahr, als in Großbritannien die bekannte „Labour Party“ gegründet wurde. In Hahlen waren es bei der Gründung acht Männer – darunter einer aus Nordhemmern, die dem SPD-Ortsverein beitraten. Ein Gründungsprotokoll liegt laut Brandhorst nicht vor.

Wie der Ortsheimatpfleger betonte, war es im Deutschen Reich für die SPD-Mitglieder schwierig sich zu versammeln, da sie unter Polizeiaufsicht standen. Dennoch traten die Sozialdemokraten auch zu jener Zeit zu den Reichstagswahlen an. 1881 erhielt der überörtliche SPD-Kandidat 6 Stimmen aus Hahlen, 1884 dann 12 Stimmen, 1890 bereits 44 Stimmen – und damit hatte die SPD in dieser Gemeinde den zweithöchsten Zuspruch. Und 1912 stimmten dann 143 Hahler Einwohner (Frauen durften noch nicht wählen) für die SPD im Reichstag, womit die Sozialdemokraten stärkste politische Kraft im Dorf wurden. Dennoch dominierten bis 1918 die Bauern im Gemeinderat.

Doch das änderte sich gründlich. Denn: Bei allen freien Wahlen seit der Weimarer Republik erhielt die SPD in Hahlen die Mehrheit – außer bei den Kommunalwahlen 1999, als bislang einmalig die CDU die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte. Der ständig hohe Zuspruch für die Hahler Sozialdemokraten sorgte dafür, dass sie von 1948 bis 1972 die Mehrheit im Gemeinderat und die Bürgermeister stellten. Wobei sie ihre „Regierungsarbeit“ offenbar so in Anspruch nahm, dass der SPD-Ortsverein laut Ortsheimatpfleger 1956 versäumte, sein 50-jähriges Jubiläum, zu feiern. Dies wurde 1957 allerdings nachgeholt.

Von 1973 an gab es die Gemeinde Hahlen nicht mehr, da sie sich im Rahmen der Gebietsreform der Stadt Minden angeschlossen hatte. Dies ist bereits seit 1968 ausgehandelt worden, wie Alt-Bürgermeister Heinz Röthemeier die Zeitreise fortsetzte. „Hahlen hatte selbstbewusste Kommunalpolitiker.“ Einige davon (aus der SPD) hatten eher als andere an vormalige Beschlüssen gedacht, dass nach der Gebietsreform für Minden ein SPD-Stadtverband zu gründen ist. Laut Röthemeier sei in Hahlen bereits vor 1973 eine Satzung dafür erarbeitet worden. Diese sei zwar nicht zum Zuge gekommen, aber vielleicht noch irgendwo in Hahlen zu finden.

Als Erfolgsrezept für die SPD in Hahlen bezeichnete Michael Buhre als Bürgermeister und Vorsitzender des SPD-Unterbezirks die Verankerung vor Ort durch ein 100 Jahre währendes Engagement für das Gemeinwesen – und „gleichzeitig über die Dorfgrenzen hinaus die Stadtentwicklung im Auge zu haben“. „Mehr ältere Bürger stellen die Daseinvorsorge vor neue Aufgaben“, leitete Buhre von der Vergangenheit in die Zukunft über. Künftig müsse viel mehr als bisher als „Stadt Minden“ geplant werden. Beispielsweise seien in die Kanalisation in den kommenden Jahren 50 Millionen Euro zu investieren.